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Strukturierte Befundung gilt für Manchen als Qualitätsstandard in der Radiologie: vollständiger, klarer, besser auswertbar. Trotzdem dominiert in der Praxis noch immer das schnelle Freitextdiktat – schlicht, weil es effizient ist. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden: Große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) eröffnen neue Wege, die das Beste aus beiden Welten vereinen könnten.
In der jüngsten Diskussionsrunde der AG Informationstechnologie der Deutschen Röntgengesellschaft (@GIT) wurde deutlich, dass das Thema an Fahrt aufnimmt.
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigten Beiträge aus der Forschung und dem klinischen Alltag. Ein Projektteam aus Freiburg präsentierte eine Plattform, die mit Hilfe von LLMs den gesamten Befundprozess automatisiert: vom Abruf relevanter Patientendaten über die strukturierte Anamnese bis zur KI-gestützten Befundvorlage. Radiologinnen und Radiologen können weiter frei diktieren – das System übernimmt die Strukturierung im Hintergrund. „Man soll gar nicht merken, dass man strukturiert befundet“, hieß es dazu augenzwinkernd.
Besonders spannend: Die Plattform arbeitet auf Basis des internationalen FHIR-Standards, wodurch Befunde nicht nur lesbar, sondern auch maschinenverarbeitbar werden. Erste Tests zeigten, dass strukturierte, mittels LLM verarbeitete Texte vollständiger und weniger fehleranfällig sind als Freitextberichte.
Ein zentrales Diskussionsthema war – wenig überraschend – der Datenschutz. Während einige forderten, LLMs künftig lokal in den Kliniken zu betreiben, verwiesen andere auf die hohen technischen Hürden. Eine datenschutzkonforme Cloud-Infrastruktur, wie sie derzeit in Deutschland entsteht, könnte hier einen praktikablen Mittelweg bieten.
Am Ende war man sich einig: Strukturierte Befundung ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern steht kurz vor der Alltagstauglichkeit.
Der vollständige Artikel, veröffentlich bei der AG Informationstechnologie der DRG:
2025-11-LLM-Wenn KI den Befund mitschreibt | AG Informationstechnologiehttps://www.agit.drg.de/de-DE/11290/wenn-ki-den-befund-mitschreibt/
Auszüge aus einem Interview mit Dr. Kerstin Jungnickel.
Auf dem am 24. Oktober 2025 in Remscheid-Lennep zeigte Dr. rer. nat. Kerstin Jungnickel, wie Nachhaltigkeit und Radiologie zusammenpassen. Ihr Vortrag verband Geschichte, aktuelle Forschung und praktische Handlungsempfehlungen.
Warum spielt Nachhaltigkeit gerade in der Radiologie eine so große Rolle?
Dr. Jungnickel: Nachhaltigkeit betrifft uns alle – aber in der Radiologie ist das Thema besonders drängend, weil wir mit einigen der energieintensivsten Geräten der gesamten Medizin arbeiten. Der Gesundheitssektor insgesamt verursacht etwa fünf Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen, das entspricht dem gesamten Flugverkehr. Innerhalb dieses Sektors sind radiologische Großgeräte wie CT und MRT Spitzenreiter im Energieverbrauch.
Lange Zeit wussten wir schlicht nicht, wie groß dieser Anteil wirklich ist. Während für Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Fernseher detaillierte Effizienzlabels existieren, fehlen diese für medizinische Geräte völlig. Erst eine Studie der Universität Basel brachte 2020 erstmals systematische Daten: Ein CT-Gerät verbraucht im Jahr rund 26 MWh Strom, was etwa fünf Vierpersonenhaushalten entspricht. Ein MRT-Gerät liegt sogar bei 120 MWh, also dem Verbrauch von 25 Haushalten.
Besonders überraschend war der Anteil des Leerlaufs: Rund zwei Drittel des CT-Stroms fließen, während das Gerät gar nicht aktiv scannt – schlicht, weil es in der Standby-Bereitschaft gehalten wird. Beim MRT kommt hinzu, dass auch im ausgeschalteten Zustand weiter Energie für Kühlung und Heliumverflüssigung benötigt wird.
Was können Radiolog:innen und Kliniken tun, um nachhaltiger zu werden?
Zunächst einmal lohnt sich der Blick auf das Naheliegende. Schon einfache Maßnahmen bringen spürbare Effekte: Rechner, Bildschirme und Arbeitsplätze wirklich ausschalten, statt sie im Standby-Modus laufen zu lassen, spart sofort Strom – und in großen Abteilungen mit Hunderten Arbeitsplätzen summiert sich das erheblich. Viele unterschätzen, dass Büro-IT und Workstations oft Tag und Nacht laufen, ohne genutzt zu werden.
Der nächste Schritt betrifft unsere Großgeräte. Moderne CTs und MRTs bieten heute die Möglichkeit, automatisch zwischen Betriebsmodi zu wechseln – etwa von „ready to scan“ in einen Low-Power- oder Sleep-Modus. Wenn das konsequent genutzt wird, lassen sich mehrere Tausend Kilowattstunden pro Jahr und Gerät einsparen.
Dafür braucht es allerdings Bewusstsein und Schulung. Deshalb hat die DGMP im Rahmen ihrer Initiative „DGMP goes Green“ nicht nur Empfehlungen entwickelt, sondern auch Messgeräte zum Ausleihen, mit denen Kliniken und Praxen ihren tatsächlichen Energieverbrauch selbst erfassen können. Viele merken erst dann, wo die stillen Energiefresser stehen.
Geht es bei Nachhaltigkeit in der Radiologie nur ums Energiesparen – oder steckt mehr dahinter?
In der Radiologie reicht das vom Energieverbrauch über den Heliumbedarf bei MRTs bis hin zur Verwendung und Entsorgung von Kontrastmitteln und Verbrauchsmaterialien. Jede eingesparte Kilowattstunde, jedes reparierte statt entsorgte Gerät und jede umweltfreundlichere Beschaffung ist ein Beitrag zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks. Besonders spannend ist, dass selbst kleine Veränderungen große Wirkung haben können: Refurbished-Systeme beispielsweise benötigen bei der Herstellung deutlich weniger Energie und Ressourcen als Neugeräte – ohne Einbußen bei der Bildqualität und für einen geringeren Preis. Warum sollten wir uns also nicht für ein Refurbished-System bei der nächsten CT- oder MRT-Beschaffung entscheiden?
Das gesamte Interview:
2025-11-WIE RADIOLOGIE RESSOURCEN SCHONEN KANN | Historische Kommission11. März -20. Juni 2026